Weltenbau Fun Facts - Buch 1
Warum scheint Ethara auf ihrem Weg nach Norden mittags die Sonne ins Gesicht?
Und warum ist die Wüste im Süden des Landes kalt, während die im Norden warm ist?
Die Sonne geht im Westen auf und im Osten unter? Echt jetzt?
Die Sache mit den Berührungen
Fragen, die sich auch meine Testlesenden gestellt haben.
Die Antwort: Der Kontinent Ahrcárra liegt auf der Südhalbkugel des Planeten (der tatsächlich keinen Namen von mir bekommen hat). Die Sonne steht also – wie bei uns – zur Mittagsstunde im Zenit, also über dem Äquator. Nur liegt Ahrcárra nicht nördlich des zentralen Breitengrades, sondern südlich.
Ja. Das ist kein Fehler. Tatsächlich wäre es einer, hätte ich dieses Detail nicht angepasst.
Denn ginge die Sonne wie in der realen Welt auf und unter, wäre es in Ahrcárra staubtrocken und in der Flammenwüste würden Wälder sprießen.
Upsi! Das hatte ich beim Zeichnen der Karte tatsächlich nicht bedacht.
Aber warum ist das überhaupt so?
In unserer Welt kommen, zumindest in den gemäßigten Breiten, die Winde aus dem Westen, und die bringen die regenschweren Wolken mit. Dies ist aufgrund der Richtung der Erdrotation so.
Vor allem an Gebirgen regnen die Wolken ab. Kämen in Ahrcárra die Winde ebenfalls aus Westen würden die Niederschläge also auf der Nordseite der Pártpa Berge – in der Flammenwüste - abregnen und oben genanntes Problem entstünde. Also müssen die Winde vermehrt aus Osten kommen, damit der Regen auf den Grünen Ebenen und dem Großen Wald landen kann. Was macht man also als Weltenbauer, um die Windrichtung dauerhaft zu ändern? Richtig: Man lässt den Planeten anders herum drehen!
Zack: Die Sonne geht im Westen auf und Ahrcárra ist fruchtbares Land.
Warum machen die Himmelsmenschen so einen Wind um Berührungen?
Tatsächlich hat das mit ihrer Geschichte zu tun. Das Himmelsvolk kam als nomadisch lebende Gesellschaft nach Ahrcárra. Dort lebten die Geflügelten erst einmal lange Zeit als fliegende Freibeuter, die von schwebender Insel zu schwebender Insel zogen, und auf ihren Wegen überraschte Läufer aus dem Himmel heraus überfielen – wie ein Unwetter in den Bergen über sie kamen und wieder verschwanden.
Sie verbrachten also einen Großteil ihrer Zeit in der Luft.
Und wie die meisten Vögel, können sich Himmelsmenschen nur in der Luft halten, solange sie mit den Flügeln schlagen. Da ihre Flügelspannweite recht groß ist (so etwa 4m) gibt es im Flug also keine Möglichkeit sich zu berühren. Selbst das Streifen der Federspitzen birgt die Gefahr eines Absturzes oder schwerer Verletzungen, denn dem schlagenden Flügel eines anderen im falschen Moment – zum Beispiel am Rand eines Luftlochs, oder während einer unvorhergesehenen Böe – zu nahe zu sein, konnte fatale Folgen haben. So waren körperliche Nähe, Berührungen und Zärtlichkeiten von jeher eine äußerst private Sache, die auch mit großer Verletzlichkeit einhergingen, denn das Volk des Himmels war am Boden mit Abstand am gefährdetsten.
Auch wenn die Geschichte um den recht unzivilisierten Ursprung des Himmelsvolkes gerade von Lichtburgern gern verschwiegen wird, hat sich die Besonderheit körperlicher Zuneigung unter Nahestehenden doch erhalten.
Zudem haben die Himmelsmenschen andere Möglichkeiten entwickelt, um Zuneigung und körperliche Anziehung auch ohne Berührungen zu kommunizieren. Dabei spielen die Flügel eine wichtige Rolle. Das Öffnen der Flügel, die sonst häufig als Schild oder Abschirmung dienen und andere auf Distanz halten, bedeutet eine Einladung näher zu kommen. Das kann im romantischen Sinne verstanden werden, aber auch im aggressiven. Die Schwingen um jemanden halbmondförmig auszubreiten ist eine Geste der Unterwerfung, denn man befindet sich in Reichweite und gibt gleichzeitig seinen letzten Schutzwall auf.
Einen anderen tatsächlich zu berühren bzw. sich berühren zu lassen, egal ob mit den Flügeln, Armen oder Händen, ist ein tiefer Vertrauensbeweis.
Wenn Nejhalania sich also so dicht neben Squan setzt, sodass sich ihre Arme berühren, dann ist diese Geste für sie gleichbedeutend mit einem Kuss, den er aber ignoriert. Am Ende waren sie wohl beide verunsichert von der vermeintlichen Zurückhaltung des anderen.